- salische Kunst
- salische Kunst,die Kunst im Heiligen Römischen Reich während der Regierungszeit der Salier (1024-1125), einer Epoche, deren Kunst zum Teil Traditionen der vorangehenden ottonischen Kunst weiterführt und deshalb in den Anfängen der Salierzeit auch als spätottonisch eingestuft wird, in der aber auch Neuerungen greifen, sodass die salische Kunst der Romanik zugerechnet wird. Dabei wird die Zäsur sehr unterschiedlich gesetzt, teils um 1050 (1056 Tod Heinrichs III.), teils um 1030, 1080 oder 1100. Als Symbol des Führungsanspruchs der salischen Kaiser gilt der Speyerer Dom, den Konrad II. unmittelbar nach seinem Regierungsantritt gründete und der im Wesentlichen von Heinrich III. erbaut wurde. Richtungweisend waren die Monumentalität bei klaren Gliederungsprinzipien des Baus, die Steinbearbeitung (glatt behauene Großquader), Würfelkapitelle, quadratische Pfeiler mit Vorlagen (Halbsäulen), die Weite der Hallenkrypta (z. B. ehemalige Stiftskirche Sankt Servatius in Quedlinburg), Querhaus, Einwölbung (Kreuzgewölbe in den Seitenschiffen) sowie die Herausbildung der Doppelturmfassade (erhalten z. B. die Westfassade von Sankt Kastor in Koblenz) und daneben, aus der gleichen Wurzel (ältere Westwerke), die Einturmfassade. Konrad II. verband den Dom von Speyer mit einer königlichen und zugleich bischöflichen Pfalz, deren Palas nicht erhalten ist, Heinrich III. gründete die glänzende Kaiserpfalz von Goslar, der die bischöfliche Pfalz der Erzbischöfe von Köln in Xanten kaum nachstand. Adel und Ministerialen salischer Zeit errichteten sich Turmburgen (Wohntürme aus Stein), seit Ende des 11. Jahrhunderts breiter gelagerte Steinhäuser. Die Goldschmiedekunst erlebte in frühsalischer Zeit einen Höhepunkt. Zu den bedeutenden Beispielen gehören die Reichsinsignien. Bisherige Datierungen (u. a. durch Herrmann Fillitz) wurden nach nicht unumstrittenen Forschungen von Mechthild Schulze-Dörrlamm (einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt v. a. auf der Mainzer Ausstellung »Das Reich der Salier, 1024-1125«; 1992) infrage gestellt. Nach ihren Untersuchungen wurde der bisher ins 10. Jahrhundert datierte Kronreif der Reichskrone für Konrad II. gearbeitet: Kronreif vor 1027, Bügel um 1027, Stirnkreuz um 1030. Das Reichskreuz, bisher um 1024 datiert, setzt sie um 1030 an. Die Scheide des Reichsschwerts mit getriebenen Goldblechreliefs der vorangehenden Kaiser wird von ihr um 1084 datiert (demnach für die Kaiserkrönung Heinrichs IV., nicht, wie bisher angenommen, für Heinrich III. geschaffen). Juwelenkragen und Brustbehang des Mainzer Schmuckfundes (Giselaschmuck), nach Untersuchungen von Schulze-Dörrlamm der Gemahlin von Heinrich III., Agnes von Poitou, zugewiesen, ahmen byzantinische Kaiserinsignien nach und stammen wohl aus Werkstätten in Italien (oder Byzanz), ebenso verschiedene kostbare Buckel- und Kegelfibeln und Mondsichelohrringe. Die berühmte heraldische Fibel des Mainzer Schmuckfundes zeigt den typischen schmalen Rand der salischen Scheibenfibeln. Für den christlichen Kultus entstanden kostbare Gerätschaften, reich verzierte Reliquienkreuze (»Gemmenkreuze«), Kruzifixe, Reliquiare, Tragaltäre, Buchdeckel, Buchmalerei, einige Glasfenster (Augsburg), Radleuchter (Hildesheim), Weihwassergefäße, Pokale. Hofwerkstatt der Salier für Buchmalerei wurde die Echternacher Malerschule. Der Stil wird (in der Reichenauer Malerschule bereits seit dem 2. Viertel des 11. Jahrhunderts) flächig und linear mit oft frontaler, starrer Anordnung. Erst im Lektionar des Erzbischofs Friedrich von Köln (um 1120/30) gewinnt die salische Buchmalerei die neue Plastizität des romanischen Stils. Aus Holz (das mit Goldblech verkleidet wurde) ist die Paderborner Imdad-Madonna gearbeitet, ebenso eine Reihe Kruzifixe, die auch um 1070 entstanden und auf das Gerokreuz zurückgehen. Um 1080 wurden Monumentalbildwerke aus Bronze gegossen (Bronzekruzifix, Essen-Werder, Sankt Liudger, vielleicht schon 1060; Grabplatte Rudolphs von Rheinfelden, Dom von Merseburg; Goslarer Thron, Domvorhalle). Aus Stuck sind die drei Grabplatten der Äbtissinnen von Quedlinburg, darunter eine sächsische und zwei salische Prinzessinnen (um 1100). In die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts gehört der einst vergoldete bronzene Goslarer »Krodo-Altar« (Städtisches Museum). Seit dem 12. Jahrhundert wurden kleinere Kruzifixe und der Gekreuzigte in der Regel aus Bronze gegossen (und vergoldet), z. B. in der Maasschule, aber auch Techniken wie Treibarbeit, Gravierung (selten Zellenschmelz) wurden von Reiner von Huy und Roger von Helmarshausen in ihrer bedeutenden romanischen Metallkunst angewendet.Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:deutsche Kunst · ottonische Kunst · RomanikBurgen der Salierzeit, hg. v. H. W. Böhme, 2 Tle. (1991);Siedlungen u. Landesausbau zur Salierzeit, hg. v. H. W. Böhme,: 2 Tle. (1991);M. Schulze-Dörrlamm: Die Kaiserkrone Konrads II. (1991);M. Schulze-Dörrlamm: Der Mainzer Schatz der Kaiserin Agnes aus dem mittleren 11. Jh. Neue Unters. zum sogenannten »Gisela-Schmuck« (1991);N. Wand: Das Dorf der Salierzeit (1991);Das Reich der Salier, 1024-1125, Ausst.-Kat. (1992).Weitere Literatur: Romanik.
Universal-Lexikon. 2012.